Verkörpern, was ist
Embodiment – Ver-Körper-ung – dieser Begriff begegnet mir so häufig in letzter Zeit, dass es angebracht scheint, sich näher mit ihm zu beschäftigen. Schließlich gibt es keine Zufälle und wenn etwas sich mir schon so auf dem Präsentierteller anbietet, dann wäre es unklug, das zeigt die Erfahrung, sich nicht damit zu beschäftigen.
Also Verkörperung. Was meint das?
Zunächst einmal wird der Begriff Embodiment in der Psychologie dafür verwendet, um die Wechselwirkungen darzustellen, die zwischen Körper und Geist/Psyche beobachtet werden. Gefühlsregungen und Seelenzustände spiegeln sich also demnach immer auch auf der Körperebene wider sowie umgekehrt körperliche Erregungs- oder Schmerzzustände und auch schlichte Körperhaltungen auch in seelischer Hinsicht wahrnehmbar sind.
Kennen wir ja irgendwie alle: Wenn ich eine aufrechte Haltung einnehme, fühle ich mich selbstbewusster, stärker, zielorientierter, als wenn ich mich zusammen sinken lasse und verkrümmt und einseitig da stehe.
Und umgekehrt finde ich plötzlich alles um mich herum viel lustiger, wenn ich mit zwischen die Zähne geklemmtem Bleistift rumrenne.
Ich möchte heute noch ein Stück weiter gehen und mich fragen: Wie kann ich bei dem, was ich tue, was ich denke und fühle, noch mehr, noch tiefer in meinen Leib hinein sinken, in eine Erfahrung, die wirklich ganz und gar verkörpert ist, also für mich gleichermaßen spürbar auf der materiellen Ebene, in meinen Gedanken und in meinen Gefühlen? Denn darum geht es meiner Meinung, wenn von Verkörperung oder Verleiblichung gesprochen wird.
Für mich als Tanzpädagogin, die immer von sich bewegenden Körpern umgeben ist, scheint das jedenfalls der Ansatz zu sein, der in meiner Bewegungsarbeit relevant ist. Also beim Bewegen, beim Tanzen, den Körper zum Geist bringen, zu den Gefühlen; und die Gefühle und Gedanken zum Körper. So dass es fließt zwischen ihnen.
Und das ist ein spannendes Experiment, finde ich: Einfach mal ausprobieren, was meine Gedanken unmittelbar beim Denken mit meinem Körper anstellen. Was mein Bauchgefühl gerade mit meinen Gedanken anstellt und wie sich meine Haltung anpasst.
Wie die simple Veränderung meines Körperschwerpunkts Energien wieder fließen lässt, die vorher stockten – bemerkbar am angehaltenen Atem – und wie dadurch sowohl Bewegung in den Körper strömt als auch Klang – mein Atem wird zum Seufzen und plötzlich wird Entspannung und Er-Lösung spürbar!
Jeder Schritt wird so auf einmal zur Ganzkörper-Erfahrung.
Jedes Aufrichten zum Ich-Werden. Immer wieder neu.
In meinen Bewegungen lerne ich mich so ganz neu kennen. Gedanken fließen in eine Form – Shape nennt man es beim Tanzen – Gefühle formen sie um – Shift – und formen neue Gedanken die wiederum neue Formen kreieren. Kontinuierliches Fließen von Shape zu Shape und einmal ist da nur Fließen, kein Anfang oder Ende, dann wieder Innehalten – Stop. Atmen. Stille. Bis der nächste Impuls mich wieder in Bewegung bringt.
Endloser Tanz. Ganz ohne Musik.
Und dabei das Gefühl, dass wirklich jede Zelle eingebunden ist; selbst die unbedeutendste Struktur im Körper ist Teil dieses Prozesses. Gedanke wird Form wird Gefühl wird Gedanke usw. Vorwärts und Rückwärts gespielt – immer wird ein Lied daraus. Meines.
Das Lied meines Atems,
Die Melodie meiner Hände,
Der Rhythmus meiner Wirbelsäule.
Im Jetzt. Im Hier.
Das ist Karneval für die Sinne – alle sind so wach, so präsent wie nie. Nach außen und nach innen gerichtet nehme ich wahr und wahr und wahr………und fließe!
Und ich kann sagen: Es lohnt sich, das einmal auszuprobieren. Im Raum mit Musik oder in Stille auf dem Bürostuhl.
Um auch im Alltag ein Stück dieser Wachheit, dieser Präsenz, dieser Ganzheit erfahren zu können.
Du lebst mit deinem ganzen Leib – mit Körper, Seele, Geist.
Sei ganz in ihm lebendig.
Eine meiner Verkörperungs-Erfahrungen habe ich übrigens mit einem homöopathischen Medikament gemacht, dessen Schwingung oder Energie, wie auch immer man dazu sagen will, ich verkörpert habe. Mit Musik. Es war überwältigend und wunderschön, die Information durch den gesamten Leib strömen zu lassen; nicht nur die Globuli auf der Zunge zu spüren.
Welche Erfahrungen hast du gemacht?
Teile sie gerne mit mir.
Ich freue mich!
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